Selamat sore kawanku! Die Freude der Indonesier auf Ihrer Muttersprache angesprochen zu werden ist unbezahlbar. Ebenso die fantastischen Erinnerungen und Begegnungen auf unserer Gruppenreise „Orang Utans, Drachen und Vulkane“, welche ich im Oktober begleitet habe.
Gleich zu Beginn der Tour entschleunigt und entspannt die gemächliche Flussfahrt durch den dichten und von Tierrufen erfüllten Tanjung-Puting-Nationalpark auf Kailmantan. Das Boot tuckert den immer enger werdenden Fluss entlang, während die von Orchideen und Lianen bewachsenen Urwaldriesen immer näher rücken. Verspielte Makaken und neugierig drein schauende Nasenaffen nutzen besonders die ufernahen Bäume als Tummel- und Schlafplätze. Doch der eigentliche Grund, welcher uns in diese abgelegene Naturschönheit verschlagen hat, wartet tiefer im Dschungel. Von kurzen Tropenschauern überrascht bewegen wir uns auf schmalen Pfaden andächtig durch die Heimat einer der beeindruckendesten Spezies unseres Planeten. Ein knacken und rascheln in den Baumkronen macht sich in der Ferne bemerkbar.
Alle Augen sind jetzt nach oben gerichtet; der verwurzelte Pfad zu unseren Füßen wird mehr ertastet als begangen. Wenige Meter weiter öffnet sich eine sonnendurchflutete Lichtung, an deren Ende sich unser Ziel in Form einer kleinen Holzkonstruktion erkennen lässt. Schon kommen die Ranger, beladen mit großen Rattankörben voll Bananen und Zuckerrohr, wie aus dem Nichts. Die mitgebrachten Leckereien verteilen Sie auf der Holzplattform und bitten mit lauten Rufen zum Festmahl. Da ist es wieder das Knacken und Rascheln. Es herrscht eine von Spannung und Vorfreude geladene Stille, als sich im Hintergrund die ersten Äste und Baumkronen zu biegen beginnen. Ein roter Schimmer zeichnet sich im grünen Dickicht ab und plötzlich sehen wir sie. Die Orang-Utan-Mutter mit Ihrem Jungen im Huckepack schaut gelassen zu uns herunter und mustert die Szenerie. Leichtfüßig und unfassbar akrobatisch turnen beide den Stamm herunter und laben sich an den süßen Speisen.
Weitere Orang-Utans tauchen aus dem Dickicht auf und hangeln sich in einer unbeschreiblichen Gelassenheit in Richtung Plattform. In der schwülen Tropenluft schauen wir schwitzend und freudestrahlend dem munteren Treiben zu. Keine zehn Meter und kein Zaun trennen uns voneinander. Eine dieser unbezahlbaren Begegnungen. Gedankenversunken und von ehrlicher Ehrfurcht ergriffen treten wir den Rückweg zu unserem Boot an. Das war nur der Anfang dieser Reise. Pulsierende Städte, gigantische Tempelbauten, romantische Sonnenaufgänge vom Kraterrand des fauchenden Bromo; Gewürzplantagen; hinduistische Zeremonien und urtümliche Drachen im Komodo-Nationalpark sollten uns nicht mehr aus dem Staunen heraus kommen lassen.
Euer John-Philipp Horn